Im Moment haben meine Protagonisten keine Namen (siehe Beitrag "Start"), sondern sie sind mit den Zahlen 1 und 2 gekennzeichnet. Meine früheren Mentoren hätten mich schon längst aufgefordert, über Namen nachzudenken, weil eine Geschichte immer konkrete Menschen braucht. Und ich denke auch über Namen nach, aber ich vergebe erst mal noch keine (ich habe jetzt etwa 10 Seiten Dialog geschrieben). Als Ausrede für mich selbst nutze ich eine Analogie, nämlich, dass viele Eltern ja auch nicht gleich am Anfang einer Schwangerschaft einen Namen für das noch nicht geborene Kind festlegen. Gleichzeitig bedeuten 1 und 2 auch etwas für mich. In Ungarn gibt es eine Registernummer oder Personalnummer, für jede gemeldete Person. Die Nummer endet entweder mit 1, wenn die Person männlichen Geschlechts ist, oder 2, wenn es sich um eine weibliche Person handelt (auch Kinder erhalten diese Nummern). Als ich die Logik das erste Mal erklärt bekommen habe, war ich ziemlich schockiert. Ich musste sofort daran denken, dass es Bürger erster und zweiter Klasse gibt. Die Reaktion überrascht vielleicht nicht, wenn man daran denkt, dass ich als Aussenstehende in ein fremdes Land gekommen bin - Dinge, die Einheimischen ganz normal vorkommen, waren äußerst seltsam für mich. Und weil sich niemand groß etwas dabei denkt, ist es auch so schwierig, etwas "Normales" zu thematisieren. Auch kann und will ich nicht behaupten, dass Ungarn in Sachen Gleichberechtigung hinter anderen Ländern hinterherhinkt. Aber weil die 1 für mich für Angehörige einer priviligierten und die 2 für Angehörige einer gesellschaftlich marginalisierten Gruppe steht, halte ich vorerst an den Zahlen fest. Mal sehen, wann ich mich für Namen meiner Protagonisten entscheiden muss.