Welcome to my world!

During the pandemic, I missed having guests at my house. Therefore, I decided to create my virtual home. You will find some of my poems here, excerpts from longer stories or plays and also a kid’s corner, which is the area for play. During any day, I will be switching between languages, German, English, and Hungarian mainly. You will find the posts here published in the language I wrote them in.

Nachts, Regen

Erzählung
Foto von Trust „Tru“ Katsande auf Unsplash
Keine Ahnung, wieso ich hier bin. Wolfshunger nach Leben. Meine Unzufriedenheit über einen weiteren langweiligen Freitagabend. Da sitze ich auf der Gerberschanze. Meine Eltern sagen morgens, wenn sie nachts nicht schlafen konnten: "Die Jugend hat sich mal wieder auf der Schanze getroffen". Wie oft habe ich die Jugend mit Wolfsaugen verschlungen, von weitem. Ich gehöre nicht dazu. Ich habe keine Clique, mit der ich bis tief in die Nacht auf der Schanze feiern könnte.
Heute ist ein Tag in den Schulferien. Keine Schule, keine Jugend. So einfach ist das. Nur ich. Ich habe meinen Wolfsbauch auf die Außenmauer der Schanze gehievt und lasse die Beine hinunter baumeln. Es ist schon dunkel. Meine Eltern werden sich bald fragen, wo ich bleibe. Ein Sturm wäre fein. Nichts lässt mich so eins fühlen mit meiner Umgebung, wie ein Sturm. 
Es fängt an zu tröpfeln. Das ist das Einzige was passiert. Ich schließe die Augen und halte mein Gesicht dem Regen hin. Hinter mir höre ich Schritte. 
"Sie werden nass," sagt eine Männerstimme. Ich blicke mich um. Kein Schirm. 
"Sie auch," sage ich. Er kommt näher. 
"Darf ich," fragt er, und ohne die Antwort abzuwarten schwingt er seine Beine über die Mauer. Vier Beine überm Abgrund. Schweigen. Das Tröpfeln wird unmerklich stärker. 
"Gehen Sie immer im Regen spazieren," fragt er. Ich lache.
"Es regnet nicht immer," antworte ich. "Und Sie? Besitzen Sie keinen Schirm?"
"Nein," sagt er, "ich bin Musiker." Unerwartet, die Kombi.
"Man kann sicher auch mit Schirm musizieren," entgegne ich.
Ich versuche ihn durch die Dunkelheit zu orten. Eine dumpfe Fläche im Regengetrommel.
"Sie spielen Oboe," sage ich. Um etwas gesagt zu haben.
"Woher wissen Sie das," fragt er.
"Stimmt es denn," frage ich zurück.
"Ja," sagt er.
Er ist nicht die Jugend, die ich gehofft habe zu treffen. Aber er ist ein Mensch, der mit mir reden will. Er berichtet mir von Musikerkarierren und was ohne Karriere so passiert und bald ist mir klar, dass er nicht nur nicht die erhoffte Jugend ist. Er ist ein Mann, der vor allem nicht ist. Der nichts gefunden hat, von dem, was er mal suchte. Ich bin überrascht, dass man sein kann, ohne zu sein. Und noch mehr, dass man Musik machen kann, ohne erfüllt zu sein.
Der Regen wird stärker. Ein Rauschen, das seine Worte dämpft.
"Ich muss nach Hause," sage ich. Er schweigt. 
Ich schwinge meine Beine zur Schanzenseite. Er folgt. Wir gehen hinunter. 
"Gehen wir noch vor zum See," fragt er. 
"Von mir aus," sage ich. 
Als wir um die Ecke biegen, sehe ich den Regen im Licht der Laterne auf dem Pflaster tanzen. Der See liegt grauschwer dahinter.
"Ich tanze so gerne," sage ich.
Plötzlich nimmt er einen Pflasterstein vom Boden und schleudert ihn in Richtung See. Einen Moment halte ich den Atem an. Weiter nichts.
"Gute Nacht," sage ich. Ich drehe mich um und gehe. Keine Schritte hinter mir. Nach einigen Metern fange ich an zu rennen. Ich renne so schnell ich kann. Ich nutze die Winkel und die Schatten. Bis ich zu Hause durch die Haustüre bin. Erst dort bleibe ich stehen.

Think Inside the Box

As we are designing a new training initiative at work, a colleague thanked me for my creative ideas. While it is very flattering to be called creative, I would prefer to call my thinking connecting. For example, there may be a business rationale, of not making people travel long distances for a meeting of 2 hours. Or people have grown used to consume well-designed training content, so they can stay inside their comfort design, so how does the new initiative fit to these expectations?

What I want to point out, is that seeing and naming the obvious, seems to be so unfashionable, that those, who do it, can win extra points. 

You may have heard about the out-of-the box thinking. As Keith Johnstone says in this little video, people are too preoccupied with the out-of-the-box-thinking, they cannot see the obvious anymore. Yes. Thanks to improvisation theatre, I have learned to overcome that judging voice that tells me about the result before anything has happened, which keeps me from being in the present moment. Since I have started being OK with not knowing what the result will be, I can first of all identify the box for any given situation, then to explore the box carefully, so that I can find - what? Ways out of the box, ways to re-design the box, or to enlargen the box, or find that there was no box in the first place.

This is a question of exercise, and we all exercise it as kids, when we play. But at some point, we grow smart and loose the connection to the obvious and to the moment. Want to go back? Find a place to play. Or find an improvisation theatre class. And don't forget that this is fun!

Neuentdeckung des Vergangenen

Meine Notizbücher der letzten Jahre
spiegel du
Heute morgen habe ich ein Interview mit Zsuzsa Koncz (ungarische Sängerin) gelesen. Darin sagte sie, dass sie an sich wenig Wert darin sieht, sich mit Dingen zu beschäftigen, die sie in der Vergangenheit gemacht hat. Ein Musiker aus ihrer Band hat sie aber darauf aufmerksam gemacht, dass man Werke neu mischen, neu instrumentalisieren kann und damit etwas Neues schaffen. Das hätte sie zu ihrem neuen Album veranlasst.

Mich hat das angesprochen. In meinem Regal gibt es ein ganzes Brett nur mit Notizbüchern der letzten Jahre, aber ich schlage sie sehr selten auf. Die Idee des Remix gefiel mir. So habe ich heute eines der Bücher rausgezogen. Darin habe ich eine Zeitungskurzmeldung gefunden über einen Jungen, der aus einem Wanderzirkus geflohen ist. Ich habe den Text aufgesprochen und mit einem Text von heute zusammengemischt. Zufällig lief gerade ein Schlager im Hintergrund, den ich auch noch eingebunden habe. 

Das ist die Entstehungsgeschichte von spiegel du. Viel Spass beim Hören!

The Perfect Presentation

©Brett Jourdan on Unsplash
These days I met with a highly motivated young facilitator who had put all his effort into giving a perfect presentation. He was quite a bit disappointed, when I said that we should not concentrate on the slides anymore, but look at crafting the message better. I assume he was also a bit confused as to what I ment. This made me remember my own confusion, when I did my best to give the perfect stage production only to hear from my teachers that it had been boring.

If you, too, are wondering, why an imperfect presentation is better to engage the audience than the perfect one, here is a little (imperfect) explanation:

Gestalt psychology has found that the human mind gets active, if a figure is not complete. If you look at the picture to the left, you see one letter missing, but you can read the word nevertheless. The mind fills the gap. And the mind likes filling the gap. If there is a perfect presentation, there is no gap. The audience may relax and simply watch. You have done the thinking for them, the "gestalt" is complete. 

In facilitation, you want the audience to think with you. If something is not perfect and you accept them filling in for the gap, you have a great buy-in that they will follow you to the end. While this sounds easy, it is sometimes so hard, because we don't want to look incompetent. I would argue that the more skilled a facilitator is, the more they are able to identify the right gaps for a given audience.

Want to try it? I recommend experimenting in a space where seeming incompetent is not as threatening. Can you think of a simple joke that made you laugh? If so, try to tell this joke to other people. Observe, in which cases you can get people to laugh. Are you using questions? How can a simple break before giving away the point help you? 

hey you

wir hätten uns längst schon
treffen sollen
zwischen feuer und rausch
du warst da
ich auch

doch irgendwie
sahen wir uns
nie

nur jetzt
da die jahre abgenommen
der mond kaum 
den himmel erklommen

da wir die gürtel
enger schnallen
finden wir uns
und aneinander
gefallen
Foto von Eugeniya Belova auf Unsplash

Was hat mir 2022 gebracht?

In einem Podcast habe ich neulich die Frage gehört, was im vergangenen Jahr den Interviewten dazu gebracht hat, eine Perspektive zu überdenken. Mir hat die Frage auch zu denken gegeben. 2022 hat mir viele neue Einsichten beschert, manchmal ganz nebenbei, manchmal, weil ich auf der Suche nach einer Antwort war.

Ich glaube, dass ich in einer Rezension über Ralf Rothmanns Buch „Die Nacht unterm Schnee“ die Feststellung las, das Autoren am Besten Geschichten erzählen können, die ihre eigenen sind. Mich hat diese Feststellung erleichtert. Denn mir wurde schon die Frage gestellt, ob es therapeutisches Schreiben ist, was ich betreibe. Und manchmal gibt es ja auch den unausgesprochenen Vorwurf des Seelenstriptease an Autoren.

Per Zufall fand ich auf Facebook (ja, da gibt es auch manchmal Einsichten, trotz allem Quark) einen Post einer Lehrerin für kreatives Schreiben, die ermutigend in etwa Folgendes sagte: Schreiben Sie. Ob es andere lesen werden, ist zweitranging. Aber die Dinge, die Sie durch das Schreiben entdecken, werden die Mühe wert sein.

2022 habe ich überhaupt erst wieder angefangen zu schreiben, nach Jahren der Pause. Es sind Gedichte entstanden, die Rohfassung eines Theaterstücks (die Arbeit geht weiter) und dieser Blog. Ich bin gespannt, was als Nächstes kommt.

Die alte Frau Rose und der Winter

Die alte Frau Rose seufzt und richtet sich auf. Sie hat die Blätter des Birnbaums zusammengerecht. Der Rücken tut ihr weh. Und die Knie. Sie blickt zum Himmel. Der Wind ist aufgefrischt. Es ist kalt geworden. Weiße Wolken wehen vor dunkleren Wolkenwänden daher. Es ist Zeit hinein zu gehen. Die Nachbarn haben ihr angeboten, dass sie noch ein paar Walnüsse sammeln kann, ehe der Winter kommt und die Nüsse für die Eichhörnchen liegen bleiben müssen. Aber das kann die alte Frau Rose nun wirklich nicht. Sie räumt den Rechen in den Schuppen. Dann geht sie ins Haus. Bei jedem zwiten Schritt spürt sie einen kleinen Stich im Knie. Sie zieht die Haustür zu. Erst da merkt sie, dass sie ein wenig außer Atem ist. Ihre Haare sind zerzaust. Sie zieht ihre Jacke aus, schlüpft in ihre Pantoffeln und geht ins Wohnzimmer. Dort setzt sie sich an den Kachelofen. Die Wärme tut ihren kalten Knochen gut. Die Füße legt sie auf einen Schemel. Und weil auch das so gut tut, nickt sie ein. 
Als sie die Augen öffnet, ist es schon dunkel geworden. Aber die Fenster leuchten richtig im Dunkeln. Sie steht auf, und geht an eins der Fenster und sieht, dass es angefangen hat zu schneien.
Die alte Frau Rose ist eine Figur in dem Kinderbuch von Quint Buchholz. Das Buch schafft es, einen Kindertag ganz ruhig und genau zu beschreiben.

Die alte Frau Rose ist eine Nebenfigur in dem Buch von Quint Buchholz. Bei uns hat sie schon viele Abenteuer erlebt, weil sie es mit ihrer ruhigen, gelassenen Art immer schafft, die Ängste, die zwischen Licht aus und Schlafen hoch kommen, zu besänftigen.

Wenn die Kinder sich eine alte-Frau-Rose-Geschichte wünschen, dürfen sie sagen, um was die Geschichte gehen soll. So entstehen die Titel. Mehr habe ich nicht, wenn ich anfange, die Geschichte zu erzählen. Die Geschichten sind kurz und einfach. Und weil ich am Ende oft selbst einschlafe, schreibe ich auch nur einen Bruchteil dieser Geschichten auf. Aber das Ziel, dass Ruhe und Frieden im Kinderzimmer einkehrt, erreichen wir jedes Mal.

Lost in Logic

These days, I had the great opportunity to facilitate virtual improvisation workshops for colleagues. If you have looked at my bio, you may not be surprised to read that I love using impro for theatre and training alike. In training, it enables openly exchanging experiences and learning from one another beyond the cognitive space.

During the training, I invited colleagues to ask and answer silly questions. The questions are silly enough for this exercise, if there is no logical answer. My favorite question out of the series of workshops raised by a colleague was  "why do ducks hold umbrellas?".  Silly questions should make it very simple for colleagues to answer them, because the question of right and wrong should not come to anyone's mind. In other words, it should be easy to go with the first thing that comes to your mind.

However, one colleague admitted that he was having issues to let go of logic and simply follow the first idea. In impro such a behavior is called censoring yourself. Everyone of us does it to some degree and it can be quite frustrating, when you are experimenting with impro. 

So what if you are lost in logic? After recognizing and acknowledging that you have a hard time with letting go without accusing yourself, try start tricking yourself out of that well-defined space as often as you can. 

I recommend deliberatly opening your focus whenever possible. This is a question of practice, so if things don't work out right away, don't get hung up on yourself. You can try seeing things, which are on the edges of your gaze without moving the eyes. Go for physical movement, if you are trying to solve a logical task, and go for logical challenges, while you are exercising. 

You may find over time that you can solve tasks with more easy, react quicker and more spontaneously.Most important of all: Make it fun. If you can laugh at your failures - fantastic! 

I find no rule in impro as liberating and as challenging as this one: Fail. Fail again. Fail better. And be ready for the next round of this.
©Mark König on Unsplash

Weitermachen

Nicolas	Helene, der Laden ist dicht! 
                Endlich werde ich abends bei 
                dir sein, mein Engel!
Helene	Das ist eine Überraschung.
Nicolas	Urlaub zu Hause. Endlich werde ich 
                genug Zeit für alles haben.
Helene	Bin ich alles?
Nicolas	Du bist großartig.
Helene	Du auch.
Nicolas	Jetzt muss ich mal was 
                grundlegend anders machen. Das 
                machen, was ich immer schon 
                machen wollte. Die Bar ist zu, friss 
                oder stirb, aber ich werde jetzt...
Helene	Schwimmen?
Nicolas	Mach dich nicht lustig. 
Helene	Entschuldige.
Nicolas	Ich werde mich jetzt endlich der 
                Kunst widmen.
Helene      Ausgerechnet jetzt?
Nicolas	Pst. Hörst du?
Helene	Was soll ich hören?
Nicolas	Nichts, eben, nichts hören.
Stille.
Helene	Ich höre nichts.
Nicolas	Perfekt!
Stille	Und?
Nicolas	Das ist total dicht. Es ist nicht 
                nichts, was du hörst. Ich höre 
                alle Möglichkeiten, die aus dem 
                Nichts werden können. So muss es     
                für Haydn gewesen sein, was Haydn 
                gehört hat, als er die Schöpfung 
                schrieb.
Helene	Haydn?
Nicolas     Hab ich mal gelesen.
Helene      Ach so.
Nicolas	Ein großes Einatmen.
Stille.
Nicolas	Das ist doch Wahnsinn. Ich spüre 
                alles, was da in dem Nichts 
                angelegt ist.
Helene	Wahnsinn.
Nicolas	Nein, nein. Ich spüre die Dichte. 
                Schau mal geradeaus. Was siehst 
                du?
Helene	Eine Wand.
Nicolas	Und vor der Wand?
Helene	Nichts.
Nicolas	Und das ist eben trügerisch. Weil 
                die Luft, die zwischen dir und der 
                Wand ist, ist ja auch. Aber du siehst 
                sie nicht.
Helene	Sie ist ja auch durchsichtig.
Nicolas	Sagst du. Ich sage: Unsere Augen 
                sind nicht gut genug. 
Helene lacht.
Nicolas	Du nennst das die Luft nichts, weil 
                du sie nicht siehst. Dabei lebst du 
                genau davon, dass du sie einatmen 
                kannst.
Helene	Und aus.
Nicolas	Ja, ja, klar. 
©Radu Florin on Unsplash
Eine begonnenes Stück zu überarbeiten finde ich schwieriger als mit einer leeren Seite anzufangen. Wenn ich ein Stück mit einem Gebäude vergleiche, dann ist jeder Satz ein Baustein. Aber jeder Baustein hat eine andere Form. Deswegen kann man die Sätze nicht beliebig tauschen und an der gleichen Stelle rauskommen.
Bei Nicolas und Helene habe ich einen neuen Anfang (ein neues Fundament) gewählt. Ich will zeigen, was die beiden aneinander haben, ehe der Zerfall einsetzt. 
Die Herausforderung ist nun, den hoffnungsfrohen Anfang mit der Endzeitstimmung der Rohfassung zusammen zu bekommen.