my love

This happens, when I cannot sleep and Leonard Cohen continues to sing in my head.

my love is love
is loving, dear
and with my love 
i'll draw you near
in my words 
you’ll hear your dreams defined
in my eyes 
you’ll find yourself alive

my love, don’t take 
my love too light
for as sweet, as cheerful 
and as bright
it may look like 
in the sunlight 
as dark it gets without the light
and in darkness will obsess you
in silence will bequest you

for all my love
so sweet so light
i've pulled you close 
and held you tight
so tight that 
you can see no other light
just my skin glowing
and every single night
you now lie awake 
to miss my eyes

and love, with this
you know it all
my spell, my charm,
my harming warmth,
transformed you, all 
you thought was yours
my secrets make you moan again
one more step and we’ll be gone 
Again.

Nachts, Regen

Erzählung
Foto von Trust „Tru“ Katsande auf Unsplash
Keine Ahnung, wieso ich hier bin. Wolfshunger nach Leben. Meine Unzufriedenheit über einen weiteren langweiligen Freitagabend. Da sitze ich auf der Gerberschanze. Meine Eltern sagen morgens, wenn sie nachts nicht schlafen konnten: "Die Jugend hat sich mal wieder auf der Schanze getroffen". Wie oft habe ich die Jugend mit Wolfsaugen verschlungen, von weitem. Ich gehöre nicht dazu. Ich habe keine Clique, mit der ich bis tief in die Nacht auf der Schanze feiern könnte.
Heute ist ein Tag in den Schulferien. Keine Schule, keine Jugend. So einfach ist das. Nur ich. Ich habe meinen Wolfsbauch auf die Außenmauer der Schanze gehievt und lasse die Beine hinunter baumeln. Es ist schon dunkel. Meine Eltern werden sich bald fragen, wo ich bleibe. Ein Sturm wäre fein. Nichts lässt mich so eins fühlen mit meiner Umgebung, wie ein Sturm. 
Es fängt an zu tröpfeln. Das ist das Einzige was passiert. Ich schließe die Augen und halte mein Gesicht dem Regen hin. Hinter mir höre ich Schritte. 
"Sie werden nass," sagt eine Männerstimme. Ich blicke mich um. Kein Schirm. 
"Sie auch," sage ich. Er kommt näher. 
"Darf ich," fragt er, und ohne die Antwort abzuwarten schwingt er seine Beine über die Mauer. Vier Beine überm Abgrund. Schweigen. Das Tröpfeln wird unmerklich stärker. 
"Gehen Sie immer im Regen spazieren," fragt er. Ich lache.
"Es regnet nicht immer," antworte ich. "Und Sie? Besitzen Sie keinen Schirm?"
"Nein," sagt er, "ich bin Musiker." Unerwartet, die Kombi.
"Man kann sicher auch mit Schirm musizieren," entgegne ich.
Ich versuche ihn durch die Dunkelheit zu orten. Eine dumpfe Fläche im Regengetrommel.
"Sie spielen Oboe," sage ich. Um etwas gesagt zu haben.
"Woher wissen Sie das," fragt er.
"Stimmt es denn," frage ich zurück.
"Ja," sagt er.
Er ist nicht die Jugend, die ich gehofft habe zu treffen. Aber er ist ein Mensch, der mit mir reden will. Er berichtet mir von Musikerkarierren und was ohne Karriere so passiert und bald ist mir klar, dass er nicht nur nicht die erhoffte Jugend ist. Er ist ein Mann, der vor allem nicht ist. Der nichts gefunden hat, von dem, was er mal suchte. Ich bin überrascht, dass man sein kann, ohne zu sein. Und noch mehr, dass man Musik machen kann, ohne erfüllt zu sein.
Der Regen wird stärker. Ein Rauschen, das seine Worte dämpft.
"Ich muss nach Hause," sage ich. Er schweigt. 
Ich schwinge meine Beine zur Schanzenseite. Er folgt. Wir gehen hinunter. 
"Gehen wir noch vor zum See," fragt er. 
"Von mir aus," sage ich. 
Als wir um die Ecke biegen, sehe ich den Regen im Licht der Laterne auf dem Pflaster tanzen. Der See liegt grauschwer dahinter.
"Ich tanze so gerne," sage ich.
Plötzlich nimmt er einen Pflasterstein vom Boden und schleudert ihn in Richtung See. Einen Moment halte ich den Atem an. Weiter nichts.
"Gute Nacht," sage ich. Ich drehe mich um und gehe. Keine Schritte hinter mir. Nach einigen Metern fange ich an zu rennen. Ich renne so schnell ich kann. Ich nutze die Winkel und die Schatten. Bis ich zu Hause durch die Haustüre bin. Erst dort bleibe ich stehen.

Neuentdeckung des Vergangenen

Meine Notizbücher der letzten Jahre
spiegel du
Heute morgen habe ich ein Interview mit Zsuzsa Koncz (ungarische Sängerin) gelesen. Darin sagte sie, dass sie an sich wenig Wert darin sieht, sich mit Dingen zu beschäftigen, die sie in der Vergangenheit gemacht hat. Ein Musiker aus ihrer Band hat sie aber darauf aufmerksam gemacht, dass man Werke neu mischen, neu instrumentalisieren kann und damit etwas Neues schaffen. Das hätte sie zu ihrem neuen Album veranlasst.

Mich hat das angesprochen. In meinem Regal gibt es ein ganzes Brett nur mit Notizbüchern der letzten Jahre, aber ich schlage sie sehr selten auf. Die Idee des Remix gefiel mir. So habe ich heute eines der Bücher rausgezogen. Darin habe ich eine Zeitungskurzmeldung gefunden über einen Jungen, der aus einem Wanderzirkus geflohen ist. Ich habe den Text aufgesprochen und mit einem Text von heute zusammengemischt. Zufällig lief gerade ein Schlager im Hintergrund, den ich auch noch eingebunden habe. 

Das ist die Entstehungsgeschichte von spiegel du. Viel Spass beim Hören!

hey you

wir hätten uns längst schon
treffen sollen
zwischen feuer und rausch
du warst da
ich auch

doch irgendwie
sahen wir uns
nie

nur jetzt
da die jahre abgenommen
der mond kaum 
den himmel erklommen

da wir die gürtel
enger schnallen
finden wir uns
und aneinander
gefallen
Foto von Eugeniya Belova auf Unsplash

Die alte Frau Rose und der Winter

Die alte Frau Rose seufzt und richtet sich auf. Sie hat die Blätter des Birnbaums zusammengerecht. Der Rücken tut ihr weh. Und die Knie. Sie blickt zum Himmel. Der Wind ist aufgefrischt. Es ist kalt geworden. Weiße Wolken wehen vor dunkleren Wolkenwänden daher. Es ist Zeit hinein zu gehen. Die Nachbarn haben ihr angeboten, dass sie noch ein paar Walnüsse sammeln kann, ehe der Winter kommt und die Nüsse für die Eichhörnchen liegen bleiben müssen. Aber das kann die alte Frau Rose nun wirklich nicht. Sie räumt den Rechen in den Schuppen. Dann geht sie ins Haus. Bei jedem zwiten Schritt spürt sie einen kleinen Stich im Knie. Sie zieht die Haustür zu. Erst da merkt sie, dass sie ein wenig außer Atem ist. Ihre Haare sind zerzaust. Sie zieht ihre Jacke aus, schlüpft in ihre Pantoffeln und geht ins Wohnzimmer. Dort setzt sie sich an den Kachelofen. Die Wärme tut ihren kalten Knochen gut. Die Füße legt sie auf einen Schemel. Und weil auch das so gut tut, nickt sie ein. 
Als sie die Augen öffnet, ist es schon dunkel geworden. Aber die Fenster leuchten richtig im Dunkeln. Sie steht auf, und geht an eins der Fenster und sieht, dass es angefangen hat zu schneien.
Die alte Frau Rose ist eine Figur in dem Kinderbuch von Quint Buchholz. Das Buch schafft es, einen Kindertag ganz ruhig und genau zu beschreiben.

Die alte Frau Rose ist eine Nebenfigur in dem Buch von Quint Buchholz. Bei uns hat sie schon viele Abenteuer erlebt, weil sie es mit ihrer ruhigen, gelassenen Art immer schafft, die Ängste, die zwischen Licht aus und Schlafen hoch kommen, zu besänftigen.

Wenn die Kinder sich eine alte-Frau-Rose-Geschichte wünschen, dürfen sie sagen, um was die Geschichte gehen soll. So entstehen die Titel. Mehr habe ich nicht, wenn ich anfange, die Geschichte zu erzählen. Die Geschichten sind kurz und einfach. Und weil ich am Ende oft selbst einschlafe, schreibe ich auch nur einen Bruchteil dieser Geschichten auf. Aber das Ziel, dass Ruhe und Frieden im Kinderzimmer einkehrt, erreichen wir jedes Mal.

Gold

so wie die blume
weiß, klein, zart
in der asphaltritze
schwarz, kalt, hart

so wie das sternenlicht
durch dunkle wolken bricht

so wie der mond erhellt
was einem nachts alles fehl

so kehre ich ein in die stille
und finde im schmerz die fülle

Galgengedicht

den strick knüpf ich
kein henker bestellt
am richtplatz allein

krähen wehen nah heran
nebelschwaden wabern
kalt ist es da

meine hände die frieren
schon platzt meine haut
an knöcheln und kuppen auf

nass das gesicht
wovon
ich weiss es nicht

wer wird mich richten?
der vater, der sohn?
nein, der geist, der in uns wohnt

verloren ist sein heiligenschein
weil ich hier bin
so mutterseelenallein

und richte mir auf
den galgenstein
weil ich nicht lernte
ich selbst zu sein