Es gibt gleich mehrere Gründe, warum ich mich für einen Chor in der Geschichte von Nicolas und Helene entschieden habe. Einerseits kann ich so die Umstände des Geschehens porträtieren (ein extremer Lock-down). Andererseits kann ich so die Mehrheitsgesellschaft mit einbeziehen. Diese nimmt nur begrenzt wahr, was bei einzelnen Mitgliedern vorgeht, aber durchläuft dadurch auch als Gruppe eine Veränderung. Anfangs sehr aufmerksam und einsatzbereit, wird der Chor mit der Zeit immer lethargischer. Ich vermute, dass es nach der Lethargie noch weitergeht, aber so weit bin ich noch nicht.
Der nebenstehende Ausschnitt findet sich aktuell etwas nach der ersten Hälfte der Geschichte.
Das Licht glimmt herunter. Ein Geräusch wie Regen setzt ein. Klorollen fallen auf die Bühne. Die Chormitglieder springen auf und horten Klorollen. Sie bauen sich Rettungsringe und Taucherbrillen aus Klorollen.
Chor Die Welle setzt an. Wir sollten Täler zählen
auf dem Weg zum nächsten Tauchgang.
Pocht das Herz, man atmet sich aus, atmet
ein den Mundgeruch des eigenen Seins, kann
nicht sein, nicht wir stinken hier, wir
ersticken, gefiltert die Luft, die Laute leise,
nein, Gerüche kreisen zwischen Mund und
Nase, Nase und Mund, Kondenswasser tropft
auf das Kinn, kein Nasensekret, kein Alarm
gegeben, zu oft, zu schnell, zu langsam, das
Herz pumpt sich weg, löffelt Sand, baggert
Schaufelgraben, nein, Sandschaufeln,
Schaufelhaufen, den Berg aufhaufen. Hol die
Monstranz raus, Weihwasser auch, wir haben
alles zum Leichenschmaus unserer selbst, wer
wir einst waren, kehrt nicht zurück. Die
Stunde schlägt schwer an, das Pendel
zerdrückt die Hoffnung auf Freiheit im
Minutenglück. Wir wissen selbst nicht, was
wir sagen, was wir sagen sollen, nein, wissen
wir nicht. Doch wir geben den Ton an, laut
und klar. Kammerton A.