Galgengedicht

den strick knüpf ich
kein henker bestellt
am richtplatz allein

krähen wehen nah heran
nebelschwaden wabern
kalt ist es da

meine hände die frieren
schon platzt meine haut
an knöcheln und kuppen auf

nass das gesicht
wovon
ich weiss es nicht

wer wird mich richten?
der vater, der sohn?
nein, der geist, der in uns wohnt

verloren ist sein heiligenschein
weil ich hier bin
so mutterseelenallein

und richte mir auf
den galgenstein
weil ich nicht lernte
ich selbst zu sein